Europameisterschaften Geisingen (26.07.2014 – 02.08.2014)

AIC/BIC Halbmarathon und Deutsche Meisterschaft 100km in München (12.07.2014 – 13.07.2014)
13. Juli 2014
Mein Weg zur Europameisterschaft 2014 (28.07.2014 – 02.08.2014)
2. August 2014

Die Vorgeschichte ist ja bekannt, fast einen Monat lang war Lukas bei Vorbereitungskursen zwischen Wörgl und Geisingen unterwegs bis es am Samstag, 26.07.2014 mit der stimmigen Eröffnungsfeier so richtig losgegangen ist. Sportlich elegant in Rot-Weiss-Grau gehalten war die österreichische Equipe ein Blickfang. Wir (Kathi Schwaiger, Philipp Singer, ich) sind gerade so rechtzeitig den Staus entkommen, dass wir unmittelbar vor der Eröffnungsfeier eingetroffen sind.

Am Sonntag wurde nochmals trainiert (bzw. haben wir 3 uns im Ravensburger Spieleland amüsiert) und am Montag ging’s endlich los mit den Time Trials, leider ohne Lukas der sich (gleich wie ich) doch einiges von den 300m erwartet hat. Sein erstes Rennen war dann der Vorlauf über 5000 Punkte und ist mit Rang 33 komplett in die Hose gegangen, was bei der Premiere durchaus passieren kann. Ebenso nicht nominiert wurde Lukas über 500m und konnte seine überschüssige Energie in den Vorlauf über 10.000m Elimination investieren, und das war bis dorthin dann wirklich das Beste was er je gezeigt hat. Lukas übersteht Runde um Runde ehe er auf Rang 13 eliminiert wird. Bitter weil 12 in’s Finale gekommen sind, toll weil man jetzt wusste wo er steht. Über 1.000m am Mittwoch ist Lukas mit der schnellsten je gelaufenen steirischen Zeit von 1:28,115 zwar frühzeitig ausgeschieden hat aber abermals eine Duftnote gesetzt.

Eine ganz kuriose Geschichte haben die 1.000er-Bewerbe an diesem Mittwoch, dem 30.07.2014 geschrieben. Und zwar bei den Damen. Der Weltrekord stammt hier aus dem Jahr 1988 (!), aufgestellt am 28.08.1988 von Fr. Dr. Barbara Fischer in Inzell in 1:27,060. Kurios nicht nur das Alter dieses Weltrekordes sondern auch seine Entstehung, siehe http://www.sc-highlanders.com/news/4fragenFischer.php . Die liebe Barbara Fischer war ebenso in Geisingen anwesend und zwar als Kampfrichterin und durfte die Jagd auf auf ihren vor 26 Jahren aufgestellten Rekord miterleben. Und wie ging das ab: Zunächst einmal hat der Platzsprecher den alten Weltrekord falsch mit 1:27,600 beziffert, wir auf der Tribüne haben somit falsch mitgezittert und zunächst die 1:27,480 der Belgierin Sandrine Tas und Minuten später sogar die 1:27,373 unserer Vanessa Bittner als Weltrekord bejubelt. Bald dannach war’s dann wirklich soweit, die uns allen bekannte Erika Zanetti bricht den Uralt-Weltrekord im Halbfinale der Senior Ladies und stellt mit 1:25,277 eine neue Fabelzeit auf. Insgesamt bleiben in diesem denkwürdigen Rennen gleich 5 Läuferinnen unter der alten Bestemarke:

2014 European Championship Seniors, Juniors A+B – TRACK Seniors ladies – 1000 m Sprint tournament Result List 1000 m Sprint tournament – Qualification 1

Start No Lastname Firstname Nation or region Rank in race Time
17 Zanetti Erika Italy 1 1:25,277
19 Kamminga Manon Netherlands 2 1:25,303
16 Trafeli Andrea Italy 3 1:25,505
8 Gutermuth Alisa Germany 4 1:25,672
32 Narváez Saray Spain 5 1:25,930
27 Nunes Marta Portugal 6 1:28,292
29 Pereira Glória Portugal 7 1:28,299
36 von Burg Rina Switzerland 8 1:28,440

Und nun kommt’s noch kurioser, die Bahn in Geisingen ist um einen halben Meter zu breit, darum zählt der Rekord vermutlich nicht, der Weltverband prüft den Sachverhalt. Das letzte Rennen von Lukas auf der Bahn war die Staffel über 3000m, die er gemeinsam mit Peschke und Amort bestritten hat und in dem diese Staffel chancenlos ausgeschieden ist.

Der Donnerstag vormittag war als Trainingstag am Straßenkurs für die Sportler reserviert, für uns ging’s in’s benachbarte Hüfingen zum Besichtigen des Römischen Bades und zum Hand-Kneippen mittels Selbstversuch. Bei unserer Rückkehr auf die Sportstätte haben wir dann erfahren dass Lukas für alle Straßenbewerbe gemeldet ist und kurzerhand unseren Aufenthalt verlängert und uns ein neues Quartier gesucht. Lukas hat uns dann mit pers. Best. über 200m belohnt und über 500m eine wenig ansprechende Leistung gezeigt. Im Eliminationsrennen (15.000) und auch im Punkterennen (10.000) ist er schlichtweg sensationell und intelligent gefahren und hat mit den Rängen 24 bzw. 22 auch ansprechende Resultate zu Buche stehen. Recht knapp dürfte es im Vorlauf der Staffel auf der Straße zugegangen sein (da waren wir schon weg, Luki hat telefonisch davon berichtet), unsere Jun B-Mannschaft ist als 4te knapp nicht in’s Finale gekommen.

Gesamt gesehen war Lukas sicherlich gerechtfertigt hier als Teil des Ö-Nationalteams mit dabei. Technik und Höchstgeschwindigkeit sind verbesserungsbedürftig, Leistungsvermögen und Rennverhalten auf den Langstrecken lassen für die Zukunft hoffen. Für uns als sehr kleiner Verein mit ganz kleiner Nachwuchsgruppe und ohne eigene Sportstätte ist diese Entwicklung insofern als hoch einzuschätzen, als dass wir scheinbar unsere Aufgaben nicht ganz so schlecht erledigen.

Dass Österreich im Medaillenspiegel sehr weit vorne rangiert, das hat Vanessa Bittner zu verantworten. Die olympiaerfahrene Sprinterin fährt mit 2 Gold-, 3 Silber-, 1 Bronzemedaillen nach Hause und gehört zu bestimmenden Persönlichkeiten dieser Wettkämpfe. Freut mich insbesondere auch deswegen weil ich bei Vanessas erstem EM-Titel über 500m Bahn im Jahre 2010 in San Benedetto ebenso dabei sein durfte. Auch insgesamt gesehen scheint die Entwicklung der besten Sportler des Landes steil nach oben zu gehen, am Besten erkennbar am Beispiel Jakop Ulreich. Der 24Jährige fährt die beste EM seiner langen Karriere, kommt im Punkterennen auf der Bahn als 5ter in’s Ziel und belegt in der Endabrechnung Platz 8. In der Elmination belegt er Rang 9 in einem ultraschnellen Rennen in dem ein völlig entkräfteter Serienweltmeister Bart Swings über Rang 8 nicht hinauskommt. Aprospos Bart Swings: Freundlich, stark und schnell wie eh und jäh. Aber, nach dem Nationalteam-Aus seines jahrelangen Edel-Helfers Ferre Spruyt sieht man ganz klar, dass ohne Helfer auf Weltklasseniveau das Gewinnen in solch starken Starterfeldern fast nicht möglich ist. Aprospos Gewinnen, das erledigt diesmal sehr oft Alexis Contin, der gehört (10 Jahre nachdem er uns in Grosseto erzählt hat, dass er skate-bedingt bei der Matura durchgefallen ist) wieder einmal zu den Besten. Abgerundet wird das gesamt-gute Erscheinungsbild der Ö-Nationalmannschaft durch starke individuelle Leistungen von Vogl, Kromoser, Peschke & Co.

Ein Wort noch zu unserer Heimfahrt: Furchtbar. Wir hatten uns das verkehrsreichste Wochenende (Zitat: Ö3-Verkehrsdienst) des Jahres ausgesucht, sind am Freitag um 22.00 Uhr losgefahren und waren am Samstag, 9.00 Uhr daheim wobei wir allein am Walserberg rund 1 ½ Stunden gestanden sind.

Egal, es war eine tolle Reise mit tollen Begleitern zu einem tollen Bewerb mit tollen Sportlern.

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