„4 Fragen an…“: Robert Petutschnigg

„4 Fragen an…“: Hans-Peter Kraus
5. Januar 2007
„4 Fragen an…“: Martina Fedl
5. Januar 2007

Robert, du bist erst seit einem Jahr im Amt, dennoch macht unser Sport einen deutlich merkbaren Strukturwandel in Richtung Professionalität durch.
War es / ist es schwierig, alle Beteiligten (Verband, Vereine, Veranstalter, etc.) in eine Richtung zu lenken?

Robert Petutschnigg:
Es bedarf grosser Energie, Vereine, Verband und Veranstalter zu lenken, da ich natürlich verschiedene Schwerpunkte vertreten muss. Unser Sport lebt von den Aktivitäten der Vereine der Basis, die sich engagiert um den Nachwuchs kümmern und ein regelmässiges Training für unsere Kids anbieten. Parallel dazu sollte natürlich jeder Verein auch die Hobbyklassen unterstützen, gemeinsame Ausfahrten und gemeinsame Halbmarathon- und Marathonteilnahmen ermöglichen, damit es nicht nur um den Leistungssport geht. So findet die ganze Familie Platz im Verein vom Hobbysportler bis hin zum professionellen Leistungssportler, die allerdings in der Folge durch das Landeskader gefördert werden müssen. Die Landeskaderstruktur die wir in Tirol haben, ermöglicht somit den Kindern der Tiroler Vereine ein gemeinsames Training mit den Besten des Bundeslandes, um auch dort wieder einen Motivationsschub zu erzeugen. Die Besten der Bundesländer bzw. das ÖRSV-Team, das wir bereits ab der Jugend B-Klasse aufgestellt haben, versuchen wir auch in gemeinsamen Trainings zusammenzuschweissen und die nachhaltige Freude am Sport zu fördern. Parallel dazu machen wir bei Landeskadertrainings auch offene Vereinstrainings, wo wir alle Kinder im Bundesland einladen, gemeinsam ein Wochenende zu trainieren und zu spielen und somit eine noch grössere Breite zu erreichen. Auch seitens des ÖRSV haben wir in den Sommerferien alle österreichischen Nachwuchsskater eingeladen, nach Tirol in die Speedskate Arena kommen, sogar aus dem Burgenland sind Speedskatingkinder mit dem Trainer angereist. Die 4 Trainingstage waren für alle eine grosse Erfahrung und es haben sich auch Freundschaften über ganz Österreich gebildet, die über Speedskating reden und sich schon auf den nächsten Kurs im Sommer freuen.

 

 

Bei aller Professionalität, hast du keine Sorge, dass sich Speedskating eben dadurch zu weit vom
Breitensport entfernt und in naher Zukunft nur noch eine Anlaufstelle für Leistungssportler darstellt?

Robert Petutschnigg:
Ohne Spitzensport gibt es keinen Breitensport und umgekehrt, die Vereine leisten die Basisarbeit, die „älteren“ Skaterinnen und Skater, die nicht mehr das Ziel haben, zu einer EM oder WM zu fahren, sollten sich etwas Zeit für den Nachwuchs nehmen, dann mache ich mir keine Sorgen über den Breitensport. Der ÖRSV bietet Kurse für Übungsleiter, die Sparte stellt Kindertrainingsprogramme zur Verfügung. Kinder wollen Wettkämpfe laufen, aber auch nur in der Gruppe gemeinsam Sport betreiben. Leider sind die Teilnehmerfelder im Speedskatingbereich in den letzten Jahren in den älteren Klassen etwas rückläufig gewesen. Sicherlich ist es hier wichtig, dass eine gewisse Anzahl an professionellen Stadthalb- und Stadtmarathons angeboten wird. Die Nightskatingveranstaltungen sind ja ein Beweis dafür, dass die Hobbyskater gerne mit dabei sind und ohne Wettkampfstress durch die Stadt skaten, hier sind die Teilnehmerzahlen hervorragend. Vereine, die Kinder betreuen, Trainingskurse organisieren, zu Wettkämpfen fahren und selbst noch Rennen organisieren, stossen vielfach an Belastungsgrenzen und können nicht alles hochprofessionell organisieren. Leider gibt es in der Folge viel Kritik und negative Meldungen in Foren diverser Homepages als Dank für den Einsatz. Wenn jeder versuchen würde, eine grundsätzlich positive Haltung einzunehmen und dankbar für die Veranstaltungen zu sein, da vielleicht noch nie eine Veranstaltung selbst organisiert wurde, hätten wir ein noch besseres Miteinander in der Familie der Speedskater und somit auch mehr Teilnehmer. Als Verband können wir uns vor allem um den Nachwuchs kümmern.

 

 

Die Lattella-Speedarena in Wörgl habt ihr bereits in der kurzen Zeit ihres Bestehens als Austragungsort von Top-Speedkriterien etabliert. Dabei sind die Ablaufparallelen -im positiven Sinn- zu Klassikern wie Groß-Gerau, Gera oder auch zu den EMs unübersehbar.
Welche Veranstaltungen sind für 2007 geplant?

Robert Petutschnigg:
Ja, wir sind überaus glücklich, nach 10 Jahren Parkplatztraining, guten Erfolgen und grosser Sparsamkeit im Verein, eine Topskateranlage nun unser Eigen zu nennen. Mit Unterstützung der Gemeinde Wörgl, dem Land Tirol, dem Bundeskanzleramt und dem Vereinsbudget hat unser Verein wirklich Grosses geleistet. Im Herbst (2006, Anm.) haben wir noch unser Vereinshaus an der Bahn fertig gestellt, wo wir unsere Verwaltung des Vereins, des Landesverbandes und des ÖRSV-Spartenbüros angesiedelt haben. Im 1.OG haben wir einen schönen Besprechungsraum für ca. 40 Personen, wo wir Videoanalysen, Teambesprechungen und Kurse abhalten können. Somit haben wir eine professionelle Umgebung, die es ermöglichen sollte, zu den Klassikern wie Groß-Gerau und Gera aufzuschliessen, Workshops und Kaderlehrgänge auf hohem Niveau abzuhalten, aber auch den Hobbyläufern Möglichkeiten bieten, das Speedskaten technisch zu verbessern.

Unsere Veranstaltungen:
Von 09. bis 13. April findet ein Workshop mit Berliner Skatern statt. Von 20. bis 22. April ein internationaler Workshop für Inlineskatinginteressierte und Fortgeschrittene. Am 09. und 10.Juni veranstalten wir ein internationales Kriterium, wenn wir gut drauf sind, vielleicht sogar noch am Feiertag, den 07.Juni einen Stadthalbmarathon. Auch haben wir uns wieder für die ÖMS beworben, diese sollte am 01. und 02. September 2007 stattfinden. Weiters werden ÖRSV und Landeskaderkurse des Tiroler Verbandes abgehalten. Zum Saisonabschluss werden wir im Oktober wieder die Internationale Tiroler Meisterschaft organisieren. Ein volles Programm neben viermal pro Woche Vereins- bzw. Landeskadertraining.

 

 

X-facher Familienvater, Führungskraft im Beruf, Sportler, Trainer, Präsident des SC-Lattella Wörgl, Funktionär des ÖRSV. Wann schläft Robert Petutschnigg?

Robert Petutschnigg:
T4-facher stolzer Familienvater, Nadja (19) vielfache österr. Meisterin, Nina (17) auch vielfache österr. Meisterin und Thomas (11) gewinnt seit Jahren alle Distanzen bei den ÖMS. Unsere kleine Anna (5) hat bereits bei den Landesmeisterschaften tolle Erfolge erreichen können. Meine liebe Frau Ilse konnte 2005 als Tiroler Meisterin in ihrer Klasse punkten und wenn ich Zeit habe, laufe ich auch noch den einen oder anderen Marathon zum Ausgleich. Als Landesdirektor der BAWAG PSK habe ich einen schönen und anspruchsvollen Beruf, gerade 2006 eine grosse Herausforderung. Mein Ziel ist es, nach den beruflichen Erfolgen auch sozial engagiert zu sein, so habe ich es mir zur Aufgabe und auch zum Hobby gemacht, so vielen Kindern wie möglich verschiedene Sportarten anzubieten und Freude am Sport zu vermitteln. Nachdem ich wirklich sehr viele Sportarten als Kind kennlernen durfte (Schispringen, Langlauf, Schifahren, Eishockey, Surfen, etc.) und das alles mit guten Trainern, möchte ich diese positiven Erfahrungen auch weitergeben. Die Gesellschaft steht vor dem Problem, dass gerade in den nächsten Jahren Themen wie Fettleibigkeit, Zuckerkrankheit, alles verursacht durch Bewegungsmangel und falscher Ernährung bereits im Kindesalter, grosse Folgeschäden mit sich bringen wird. Die Statistiken zeigen ein erschreckendes Bild. Sport muss cool und freundschaftlich möglich sein, in einer starken Mannschaft auch Schwächere mitaufzunehmen und ihnen die Möglichkeit geben, über sich hinaus zu wachsen. Bis vor wenigen Jahren habe ich noch das gesamte Vereinstraining abgehalten, in den letzten Jahren haben es sukzessive unsere Topskater wie Martin Thaler, Daniel Wukowitsch, Nina und Nadja Petutschnigg übernommen. Meine Frau Ilse leitet das Sekretariat im Verein und Landesverband und ist für mich eine grosse Stütze. Seit Herbst (2006, Anm.) haben wir eine A-Lizenz-Landeskadertrainerin, Bärbel Unterdörfel aus Berlin, um die besten Möglichkeiten für die Kinder bereit zu stellen. Somit habe ich mehr Zeit, mich übergeordneten Aufgaben im Verein, Landesverband und ÖRSV zu kümmern.

Aber nun zu deiner eigentlichen Frage, nach meinem 12-Stunden-Job, einer kleinen Pause sitze ich am Abend öfters -viel zu viel- vor dem Computer und versuche alle E-mails zeitgerecht zu beantworten, Konzepte, Sponsorenvereinbarungen und Präsentationen zu schreiben, Presseberichte zu koordinieren und die Landes- und Bundesverbandsaufgaben zu bearbeiten. Aber es macht immer noch Spass. 5 bis 6 Stunden Schlaf sind o.k. Aber man macht ja alles freiwillig und ehrenamtlich.

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