„4 Fragen an…“: Jens Boden

Outdoor – Training in Eibiswald
20. Februar 2007
AIC Eisenstadt, 09.09.2007 …
9. September 2007

Name: Jens Boden

Alter: 28

Beruf: Deutsche Bundeswehr, Hauptfeldwebel

Sport: Eisschnelllauf

Grösste sportliche Erfolge:
– Bronzemedaillengewinner über 5.000m, Olympia 2002, Salt Lake City
– 5. Rang über 10.000m, Olympia 2002, Salt Lake City
– 14. Rang über 5.000m, Weltmeisterschaft 2004, Seoul
– Weltcup-Teilnehmer 1998 bis 2007

Grösster persönlicher Erfolg:
– Sohn Eddie (11 Monate)

 

Jens, wann hast du mit Eisschnelllauf begonnen und warum gerade mit dieser Sportart?

Jens Boden:
Ausschlaggeber war mein Bruder, der in der damaligen DDR als Talent gesichtet wurde. Das hat mir gefallen und so hab´ ich im Alter von 8 Jahren ebenfalls damit begonnen.

 

 

Dein sportliches Highlight war natürlich Olympia-Bronze 2002 über 5.000m.
Schildere uns doch bitte, wie es dazu kam.

Jens Boden:
Begonnen hat es damit, dass ich im letzten Abdruck, nämlich 3 Wochen vor Olympia die Qualifikation geschafft habe und dann wurde das Ganze zu einem Selbstläufer, der vor mir wie ein Film abgelaufen ist, dessen Gesamtauswirkungen ich eigentlich erst ein Jahr später so wirklich realisieren konnte.
Unmittelbar nach geschaffter Qualifikation haben wir uns zum Training auf die Olympia-Bahn begeben. Gleich nach den ersten Einheiten war klar, dass diese sehr, sehr schnell ist und auch dass ich in der Lage war, meine persönlichen Bestzeiten hier klar zu unterbieten.
Obwohl man im Eisschnelllauf immer nur paarweise startet, spielt die Taktik und die damit verbundene Anlegung der Rundenzeiten eine grosse Rolle. Da ich im Weltcup vorher nie besser als auf Rang 13 klassiert war und bei Olympia in der Rangliste, beginnend mit den hinteren Plätzen gestartet wird, war ich als einer der Ersten an der Reihe. Mein Gegner war Bart Feldkamp (NL, Anm.), welcher sein Rennen viel zu schnell begonnen hat. Mir selbst ist ein solider Lauf mit stetigen Rundenzeiten unter 30 sek gelungen und bei der 3.000m-Marke hab´ ich meinen unmittelbaren Gegner „aufgesammelt“. Am Ende standen 6:21,73 auf der Anzeigentafel, was zu diesem Zeitpunkt olympischen Rekord bedeutete. Als noch 6 Paare, also 12 Läufer zu starten waren, habe ich zu rechnen begonnen und mir gedacht „fein, das wird ein guter Rang, so zwischen Platz 10 und 12“. Meine Gegner, darunter alle Favoriten haben -vermutlich irritiert von meiner Zeit- auch mit rechnen begonnen, so nach dem Motto, „der Boden fährt normalerweise 10 sek langsamer als ich und heute fährt er olympischen Rekord, das wird ein schnelles Rennen“. Fazit war, dass ich beobachten durfte, dass fast alle Favoriten ihr Rennen zu schnell angegangen sind.
Und plötzlich war die Sache vorbei und ich stand noch immer auf Rang 3, ein Traum war in Erfüllung gegangen.

 

 

Der Ex-Inlineskater Derek Parra (USA) hat in diesem Rennen Silber und über 1.500m Olympiagold geholt. Seine Erfolge waren der Auslöser, dass mittlerweile eine regelrechte Flut von Inline-Speedskatern auf das Eis gewechselt ist.
Wie beurteilst du diese Entwicklung?
Hat man im Eisschnelllauflager nun den Eindruck, dass man jahrzehntelang etwas falsch gemacht hat?

Jens Boden:
Nein, diesen Eindruck hat man nicht. Der Grund für die vielen Wechsel liegt auf der Hand: Erfolgreiche Skater wollen in einer artverwandten, jedoch olympischen Sportart ebenfalls erfolgreich sein und manchen, jedoch nicht allen gelingt dies auch. Chad Hedrick beispielsweise hat einen höchst gewöhnungsbedürftigen Laufstil, der zwar auf ihn selbst massgeschneidert ist, jedoch noch lange nicht zwangsläufig für jeden Eisschnellläufer zum Erfolg führen muss.
Sicherlich wurde man im Eisschnelllauflager hellhörig und hat auch teilweise das Training umgestellt, einfach um zu testen, ob andere Trainingsformen auch zum Erfolg führen aber man hat nicht einfach alles über den Haufen geworfen.
Zweifellos stellen die Wechsel der Skater in den Eisschnelllauf eine Bereicherung für den Sport dar und helfen, diesen zu entwickeln.

 

 

Als Olympiamedaillengewinner bist du natürlich ein Vorbild für die sportliche Jugend. Was gibst du unserem Nachwuchs als Botschaft mit auf den Weg?

Jens Boden:
Gib dir Zeit, dich zu entwickeln. Entwickle deine sportlichen Grundfertigkeiten.
Vergiss nicht, Spass am Sport zu haben.

 

Surf:
http://www.desg.de/skater.php?anzeige=skater&skater=1160
(Das Interview mit Jens Boden wurde von Hans-Peter am 03.04.2007 in Marina di
Grosseto geführt)

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