Impressionen aus 111km Schnürlregen

Das Gerücht von den 84 mm Rollen bewahrheitet sich !!!
7. August 2002
AIC ACHENSEE
19. August 2002

Tausendsechshundert Anmeldungen – sechshundert Starter! Die Bilanz ist selbsterklärend. Nur die wenigsten unter den Hartgesottenen sind bei anhaltendem Regen und Temperaturen unter 9° an den Start des „Inline one-eleven St. Gallen“ gegangen.

Dabei haben sie sich solche Mühe gegeben, die Schweizer. Eine Organisation wie ich sie noch bei keinem Event zuvor erlebt habe. Anmeldung, Pastaparty, Schlafmöglichkeit, Kleideraufbewahrung, Versorgung entlang der Strecke, Massagen – alles klappte mit der sprichwörtlichen Reibungslosigkeit eines Schweizer Uhrwerkes. Besonders die INFORMATION der Athleten über den Ablauf war vorbildlich. Selbst für uns als 111 Greenhorns blieben keine Fragen offen und wir wußten uns bestens versorgt.

Wir, Walli Wernhart, Marcus Bachmann und Highlander Dünser & meine Wenigkeit sind rechtzeitig am Vortag eingetroffen, haben uns Startunterlagen und die letzten Informationen geholt und uns nach der Pastaparty, untermalt von Vorjahresvideos, auf den Weg in unser Quartier inmitten der St. Gallner Innenstadt gemacht, wo wir eine wenig erholsame Nacht verbrachten. Es war Stadtfest in St. Gallen und an dessen akustischen Auswirkungen durften wir bis in die frühen Morgenstunden, in denen wir ohnehin schon wieder aufstehen mußten, teilhaben. Start des Rennens war um 7h, um 6:45 mußte ich noch schnell Walli und Marcus überreden sich doch endlich umzuziehen und mitzufahren, was mir gelungen ist.

Dank der rührenden schweizer Fürsorge konnten wir trotz Regens im Trockenen warmfahren UND starten, nämlich aus der Tiefgarage des Veranstaltungsgeländes. Quasi direkt vom Frühstück mit dem Lift zur Startaufstellung. Der Rest ist mühsam zu beschreiben. Ich wußte nur, daß die letzten 18km stetig ansteigen, was ich nicht wußte war, daß auch auf den restlichen 93km eine Bergwertung die nächste jagt. Einige weitere Dinge lernte ich in diesen längsten 5 Stunden meines Lebens:

* Besser in einer 3 Klassen besseren Gruppe starten und herausfallen, als von ganz hinten zu versuchen sich zu Seinesgleichen vorzuarbeiten.

* in jedem winzigen Schweizer Kuhdorf gibt es mehr Speedskatingfans als in ganz Österreich zusammen. Großartige Unterstützung!

* man kann Bergauf locker 20 Plätze gutmachen. Aber wenn man so feig ist wie ich und bergab die Bremsteppiche benutzt, verliert man auf einen Schlag gut 100 Plätze (wirklich!)

* man kann 1 Liter trinken und 10 Liter pinkeln (kein Einzelschicksal, dadurch nur geringe Einbuße bei der Reihung, aber meist mit Aufgabe der mühsam eingeholten Gruppe verbunden)

* zu denken, 111km wären nur die 2,5fache Marathondistanz, ist grundfalsch! Faktor 5 kommt der Sache subjektiv wesentlich näher.

Erst nach km70 bin ich den Gruppen mit 4Rollerfahrern in Jogginghosen entkommen. Es ist erstaunlich (und eigentlich niederschmetternd) wie weit man mit NULL Technik, Windschattenunvermögen und Kolibrifrequenz kommen kann. Nach km90 traf ich auf Walli mit der ich die härtesten letzten km fertig fahren konnte, unsere jeweiligen Windschattenkletten waren nämlich keine großen Hilfen mehr. So konnte ich das Rennen Hand in Hand mit einem netten Menschen beenden.

Ein schöner Trost. Ob er ausreicht, daß ich auch nächstes Jahr wieder ein Ticket in die Schweiz löse, die ich keine Sekunde regenfrei sehen konnte, wird sich zeigen, sobald ich meinen Rücken wieder schmerzfrei bewegen kann.

Spitzenleistung von Martin Dünser der 5. seiner Altersklasse wurde und, wäre er nicht von Mutter Natur zum Straßenrand gerufen worden, auch Peter Pernusch noch zum Zielsprint hätte fordern können. Peter wurde Altersklassenzweiter und bester Österreicher Wolfi Wernitznig.

Gewonnen hat bei den Damen Celine Weiss und bei den Herren one-eleven-Seriensieger Tristan Loy, vor Arnaud Giquel, dessen gequältem Gesicht man beim Aufstehen zur Siegerehrung ansehen konnte, daß selbst die weltbesten Skater mit Kreuzproblemen zu kämpfen haben.

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