Jetzt sickern sie langsam durch, die Meldungen, dass Teile der Weltelite neuerdings mit 84-mm-Rollen unterwegs sind. Nachdem vier Fahrer des Salomon-World-Teams unter Führung von Luca Presti die versammelte Weltelite (u.a.
Hedrick, Botero, Gicquel, Dobbin) zu Beginn der Saison beim Grand Prix in Hamburg deutlich auf die Plätze verwiesen haben, kam es beim Rennen in Pamploma endlich heraus. Salomon-World setzt neuerdings auf Rollen mit 84 mm Durchmesser. Jetzt zog das Rollerblade-World-Team in Rennes nach.
Die ersten Versuche im Training waren sofort überzeugend. Auf identischer Strecke zeigten sich bei vergleichbarer körperlicher Belastung mit den großen Rollen immer die besseren Resultate.
Nur wo liegt der Vorteil? In jedem Fall muss eine große Rolle im Vergleich zu einer normalen Rennrolle 5% weniger Umdrehungen machen. Aber das wird wahrscheinlich nicht der entscheidende Punkt sein, sondern eher dass eine größere Rolle über die feinen Unebenheiten im Straßenasphalt besser hinweg rollt. Dieser Eindruck ist auch subjektiv sofort spürbar. Eine 84mm-Rolle fühlt sich gerade auf schlechtem Untergrund um ein bis zwei Härtegrade weicher an, als sie in Wirklichkeit ist.
Aber keine Rose ohne Dornen! Größere Rollen bedeuten etwas mehr Gewicht. Aber wer große Rollen einsetzen möchte, kommt um ein längeres Frame nicht herum. Der damit verbundene stabilere Geradeauslauf mag auf der Geraden oder bei Abfahrten ja noch recht angenehm sein, aber in engen Kurven wird er rasch zu einem deutlichen Nachteil. Nur wen stört das auf Straßenkursen, wo die langen Geraden überwiegen?
Jedenfalls ist aus den Niederlanden von zwei Herstellern zu vernehmen, dass es in Kürze die Spezialschienen für 84 mm-Rollen erhältlich sein werden. In Italien ist eine Schiene bereits seit Wochen im Angebot eines Herstellers zu finden.
In den beiden vergangenen Jahren war die große technische Innovation die Klappschiene, wird es in diesem Jahr die Langschiene?
Eine Analyse über die 84 mm Rollen
Wo liegen die Vorteile einer 84 mm Rolle?
In der letzen Zeit ist die Diskussion um den Einsatz von 84mm Rollen eines der heißesten Themen in der Speedskating-Szene. Nur wo liegen denn wirklich die Vorteile der großen Rollen? Zur Klärung dieser Frage muss der Rollwiderstand betrachtet werden. Dieser lässt sich in drei Faktoren zerlegen:
Der Lagerwiderstand. Durch immer bessere Materialien, z.B. Keramik oder eine erhöhten Zahl von Kugeln im Lager, wird versucht den Widerstand zu reduzieren.
Walkwiderstand: Die Rolle wird beim Skaten zusammen gedrückt und gibt nur einen Teil der eingesetzten Energie wieder zurück (Rebound). Die restliche Energie wird in Wärme umgesetzt.
Der dritte Punkte ist das Verhalten gegenüber Unebenheiten. Dieser wurde bisher völlig vernach-lässigt, weil immer nur die Standard 80 mm Rolle genutzt wurde und er somit nicht relevant war.
Der nahe liegendste Punkt ist natürlich die durch den 5% größeren Umfang die um 5% reduzierte Umdrehungszahl der Rollen, was eine Reduktion des Lagerwiderstandes um eben diese 5% zur Folge hat.
Aber viel interessanter ist das Verhalten der großen Rollen auf mehr oder weniger rauem Untergrund.
Dieser Vorteil lässt sich rechnerisch quantitativ mit folgender Formel bestimmen:
r = Radius der Rolle
h = Höhe einer Unebenheit
v = Verlust
v = sin(invcos(r/(r-h))
Dabei wird rechnerisch nicht berücksichtigt, dass dieser Effekt durch die Elastizität der Rolle deutlich entsprechend ihrer Härte gemildert wird. Je besser der Rebound der Rolle ist, desto weniger fällt dieser Faktor für den Gesamtrollwiderstand ins Gewicht.
Stellt man hier Berechnungen an, so sind die Ergebnisse verblüffend: Auch schon bei kleinsten Unebenheiten zeigt die große Rolle einen um 2,4% geringeren Kraftverlust bei deren Überfahren. Je größer die Unebenheiten werden, desto geringer wird überraschenderweise dieser Vorteil, bleibt aber bei realistischen Werten immer über 2%.
Die hohen Verlustwerte wirken erschreckend. Aber durch den in Regel schon sehr guten Rebound der heutzutage eingesetzten Rollen wird davon nur ein Bruchteil als bremsende Kraft wirksam. Aber die Differenz zwischen den Rollen bleibt bei gleichem Rebound konstant.
Durch den größeren Radius verbessert sich das Reboundverhalten, denn der Kern der Rollen ist identisch, aber der „Reifen“ wird dicker. Dieser aktive Teil der Rolle ist bei gleichem Material ausschlaggebend für das Reboundverhalten. Auch diese Vermutung ließ sich durch Messungen in der Praxis qualitativ voll bestätigen.
Also addieren sich hier diese beiden Effekte zu Gunsten eines guten Rollverhaltens. Das ist in der Praxis auch deutlich spürbar. Der subjektive Eindruck von den Rollen ist deutlich weicher, als diese in der Realität sind.
Es wäre aber alles zu schön um wahr zu sein, wenn es keine Nachteile geben würde. Man benötigt eine mindestens 13,4“ lange Schiene, die auch die nötige Höhe besitzt, um derartige Rollen aufzunehmen. Der stabilere Geradeauslauf erfreut bei Abfahrten, ist aber in den Kurven sicherlich eher von Nachteil. Ein wenig mehr Länge bedeutet auch, dass die Schiene minimal schwerer sein muss. Gravierender ist da eher, dass die größeren Rollen auch ein wenig schwerer sind. 12 gr. pro Rolle hört sich nicht viel an, aber 60 gr. pro Schuh machen sich schon bemerkbar. Der letzte Punkt ist ein Faktor, der gern vergessen wird. Eine größere schwerere Rolle hat auch durch ihre Drehbewegung größere Kreiselkräfte, die durch die Rückholbewegung des Skates „aus der Ruhe“ gebracht werden müssen. Hier wird sich der notwendige Krafteinsatz des Skaters vergrößern.
Aber die genannten Nachteile scheinen gegenüber den Vorteilen vernachlässigbar zu sein, denn sowohl das Salomon-World-Team als auch das Rollerblade-World-Team sind inzwischen auf 84 mm Rollen umgestiegen. Und auch die Hersteller zeigen Aktivitäten. Belotti und Mogema sind bereits mit entsprechenden Schienen am Markt, wobei es sich bei der Mogema-Schiene um das bewährte M55-Frame handelt, deren lange 13,6“ Version nur leicht modifiziert werden musste. Raps hat bereits einen Prototypen. Bont kündigt eine Entwicklung an. Salomon rüstet sein World-Team mit entsprechenden Schienen aus und es ist anzunehmen, dass die anderen bedeutenden internationalen Teams, wie z.B. Fila, auch in Kürze nachziehen werden.
Auch die Rollenhersteller sind aufgewacht. Hyper und Ultimate waren der Vorreiter mit ihren Frames für zwei 84mm und drei 80mm Rollen und boten die großen Rollen schon länger an. Aber Explorer, Kopp und Bont wollen jetzt nachziehen.
Da es schwer ist die Summe des Rollwiderstandes quantitativ in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen, lässt sich der Vorteil der größeren Rollen leider nicht exakt bestimmen, zumal es an einer exakten Methode mangelt, den Faktor Rebound mit in die Rechnung einzubringen. Aber die großen Rollen zeigen in allen drei relevanten Bereichen Vorteile, also müssen sie schneller sein, wenn der Sportler in der Lage das Mehrgewicht zu bewältigen.
Thomas Rumpf
thomas@skate-team-celle
Eine neue Revolution! Die Top – Atheleten im Worldcup alles wechseln zu 84mm Rollen und haben bewiesen, auf 84mm Rollen viel schneller zu sein, verglich sich dazu, auf 80mm Rollen zu laufen.
Als einer der ersten Speed Inline – Frame Produzenten hat Mogema Erfolg damit gehabt, für 84mm innerhalb einer kurzen Zeit einen Frame zu entwickeln, der Mogema M55 84 RR 13,4.“ Inzwischen prüften die ersten Athleten diesen hohen Geschwindigkeitsrahmen in beiden Rollenweltklassen als auch die Holländische Nationale Konkurrenz basiert auf der führenden Dual Box ® -Technologie, die Ergebnisse sind beeindruckend!
Preis: CHF 499.– bei Daniel Grab, www.inlinecenter.ch